Frohes Neues Jahr euch allen da draußen. Ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt - das regt doch irgendwie zu einer Rückschau, einem Resumee, zum innehalten und reflektieren an, oder? Na ja, so gehts jedenfalls mir.
2019 - ein Jahr voller kleiner und großer Katastrophen, Krisen und Veränderungen. Unser erstes Jahr mit vier Hunden, einem verrückten unerzogenen Jungspund, der noch alles lernen muss, und einem älteren Herrn, der dank fortschreitender Taubheit und Demenz (und einer gehörigen Portion Altersstarrsinn) all sein erlerntes Wissen aus den vergangenen Jahren nicht mehr abrufen kann. Ganz ehrlich? Das hatte ich ich mir einfacher vorgestellt!
Ich denke schon seit einiger Zeit darüber nach, ob ich diesen Blogpost verfasse oder nicht. Darf ich das überhaupt? Kann ich als Züchterin und verlässliche Ansprechpartnerin für alle unsere Welpenleute öffentlich erzählen, dass ich mich streckenweise mit Chandus Erziehung überfordert oder zumindest über alle Maßen GEfordert fühle, dass er schwierig ist und wir Erziehungsbaustellen haben, die wir vorher so nicht kannten?
Ich darf.
Vielleicht muss ich sogar!
Denn ich bin ein Mensch, mit menschlichen Unzulänglichkeiten und Fehlern und Chandu ist ein Basenji, ein echter Basenji, im guten wie im schlechten, mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit. Sie mögen sich ja alle irgendwie ähneln unsere Afriker, quasi das gleiche "Betriebssystem" haben, aber es ist eben nicht "kennst du einen, kennst du alle". Sie alle haben so starke, eigene Persönlichkeiten, einen eigenen Kopf und ganz eigene Vorstellungen vom Leben. Da muss man als Mensch erstmal mitkommen. |
2019 hat sich einiges in meinen persönlichen Lebensumständen geändert und nach Murphys Gesetz ging auch eigentlich alles schief, was schief gehen konnte. Ich arbeite mehr, bin länger aus dem Haus. Mein Mann hat den Job komplett gewechselt und das sind nur die Kleinigkeiten. Alles war bzw. ist in Bewegung. Hat man eine Baustelle im Griff, steht die nächste schon in den Startlöchern. Das ist vielleicht auch nicht die ideale Ausgangssituation für einen Welpen, insbesondere dann, wenn man nicht nur den einen mit speziellen Anforderungen hat, sondern gleich zwei davon, Junior und Senior. Und zwei weitere, die natürlich ebenfalls nicht zu kurz kommen sollen.
Ich weiß sicherlich nicht alles, aber eine Menge und ich bin doch sicher absolut in der Lage, so einen kleinen Spinner zu erziehen und einen funktionierenden Alltag mit ihm auf die Beine zu stellen. Und so hatte ich in der Vergangenheit bei allen Schwierigkeiten, die sich immer mal wieder auftaten in der Hundeerziehung, nie das Gefühl, es nicht im Griff zu haben, dass es nicht immer machbar ist, ich ratlos und hilflos bin. Bis jetzt.
Chandu hat mich einiges gelehrt, vor allem Demut meine eigenen Fähigkeiten betreffend und die Gewissheit, dass es noch so unglaublich viel mehr zu lernen und zu erfahren gibt. Chandu ist meine größte Herausforderung und ich habe vor, an ihr zu wachsen.
Chandu kann - bis jetzt - nicht mit den anderen alleine bleiben, wenn wir außer Haus sind. 2 - 3 Stunden in seiner großen Box, außerhalb der Box nicht länger als ne Stunde. Es sei denn, wir haben vor, neu zu bauen! Chandu geht also mit mir arbeiten, ist jeden Tag den halben Tag mit mir außer Haus und von den anderen getrennt. Er ist stinke-eifersüchtig und unglaublich heftig mit den Großen, von Futterneid über Raumkontrolle bis hin zu Ressourcenverteidigung haben wir alles mit dabei. Das haben wir alles im Griff, hatten es eigentlich auch von Anfang an. Aber es ist verdammt noch mal anstrengend! ...und frustrierend!
Das schlimmst aber ist: Chandu ist ein Zerstörer! Und das ist ein echtes Problem, eines das wir nicht im Griff haben, und ein teures Problem, zumal wir hier nicht nur von angenagten Schuhen oder zerkauten Fernbedienungen sprechen.
Er ist unglaublich schlau und gewitzt, lernt super schnell und super schnell das Falsche. Und er langweilt sich eben auch genauso schnell wie er lernt. Er ist ein toller kleiner Kerl. Er ist anspruchsvoll. Aber von der ersten Minute an blitzt immer wieder durch, was für ein großartiger, erwachsener Basenji er sein wird, wenn der Verstand erstmal nachgewachsen ist.
Er macht mich wahnsinnig.
Und ich liebe ihn. So sehr. |
Er wurde in meine Hände geboren und ich habe - trotz diverser nächtlicher Heulattacken - nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass ich ihn in meinem Leben haben will. Das ist auch etwas, dass ich gelernt habe. Etwas, dass ich nicht nur in der Theorie weiß, sondern als meine ultimative Wahrheit erkenne: Egal was kommt und auch gegen alle Widerstände, Chandu gehört zu mir, zu uns. Wie jeder unserer Hunde. Ich würde sie niemals aufgeben. Lebensumstände können sich ändern. Mit einer guten Basis schafft man alles. Die Frage ist aber, schafft man es auch, wenn die Basis bröckelt? Wenn plötzlich nichts im Leben mehr sicher zu sein scheint? Lebensumstände, Stabilität, Sicherheit - all das ist immer in Bewegung, kann sich jederzeit verschieben, in die eine oder andere Richtung. Eines aber ändert sich nicht. Die Liebe. Die Begeisterung. Der absolute Wille. Und das Vertrauen, dass es sich lohnt. Der Glaube daran, dass es einfacher, dass es fantastisch wird, ja sogar schon ist.
Ich liebe es, mit Chandu zu arbeiten, er ist gelehrig und fröhlich. Ich liebe das freche Funkeln in seinen Augen und seine Flitzanfälle. Ich liebe es, wie er genießerisch die Augen schließt, wenn man ihn am ganzen Körper liebevoll kratzt (dieses Tier muss nicht gestreichelt, sondern gekratzt werden), wie er sich müde und vertrauensvoll in meinen Arm fallen lässt, wenn er nicht mehr kann. Ich liebe es, wenn er mit Akiro spielt, mit Inaya rennt und Jimmy die Ohren putzt, wenn alle zusammen liegen und ihre gegenseitige Nähe genießen. Ich liebe es mit allen vieren unterwegs zu sein. Ich liebe Chandus Gesang und dass er Paprika genauso gerne mag wie ich.
Danke, Chandu! Dass du mich daran erinnert hast, warum es so wichtig ist, Basenji-Interessenten aufzuklären und ihnen auch die möglichen Schwierigkeiten bewusst zu machen. Danke, dass du mich daran erinnert hast, was für mich das wichtigste ist und was mein Leben bestimmt. Und danke, dass wir in diesem Jahr so viel renoviert und neu möbliert haben, wie wir es ohne dich ganz sicher nicht getan hätten! Das Haus sieht toll aus - bitte lass es jetzt heile!
Danke Akiro und Inaya, dass ihr uns diesen kleinen Kerl geschenkt habt und danke, dass wir uns gegenseitig helfen, unsere geistige Gesundheit zu bewahren ;-)
Danke 2019, dass ich so viel lernen durfte. Danke, dass du mir bewiesen hast, dass ich durchhalten kann und dass sich alle Arbeit lohnt. Nicht zuletzt: Danke, dass du vorbei bist!
Wer hätte gedacht, dass ich nach diesem turbulenten Jahr so positiv und optimistisch in die Zukunft blicken kann? Ich ganz sicher nicht.
Eines noch zum Abschluss:
Alle meine Freunde, Bekannten, befreundete Basenjizüchter (ihr wisst, wenn ihr gemeint seid!) es tut mir leid, dass ich dieses Jahr so mies war im Kontakthalten und so wenig Zeit hatte. Ich würde ja gerne Besserung geloben, aber ich kann nichts versprechen. Auch 2020 liegt vieles an, weitere Veränderungen und Herausforderungen. Aber solche, für die ich mich aktiv entschieden habe. Agieren statt reagieren!
Ihr alle seid mir wichtig und ihr wisst ja, wo ihr mich findet ;-)